Bild von Sarah Bleuler, Zürcher Hochschule der Künste
Jubilierende Kulturorganisationen
«Das Potenzial eines Jubiläums für Kulturorganisationen und Denkanstösse, wie diese sinnvoll jubilieren können»
von Sarah Bleuler
Die Masterthesis ergründet die Rolle und das Potenzial von Jubiläen für Kulturorganisationen und geht dabei von einem Praxisproblem der Kulturkommunikation aus: Jubiläen wird dort oft die Rolle eines Events zugeschrieben, der als PR- und Marketinginstrument mittels strategischer Kommunikation einen Zweck erfüllen soll. Die Arbeit stellt sich auf eine Gegenposition und betrachtet das Jubiläum nicht aus einer funktionalistischen, sondern aus einer sozialkonstruktivistischen Organisationsperspektive.
Ausgangspunkt ist der Sensemaking-Ansatz des amerikanischen Organisationsforschers Karl E. Weick. Gemäss seiner Theorie können Kulturorganisationen als ein steter Prozess von Sinngebung beschrieben werden. Aus dieser Perspektive blickt die Arbeit auf Jubiläen und deren Potenzial zur Sinnstiftung in Kulturorganisationen. Sie beschreibt ein prozesshaftes Verständnis von Jubiläen als Teil des Organisationsprozesses und untersucht an zwei Fallbeispielen, inwiefern diese die organisationale Sinnstiftung unterstützen können. Zentral ist dabei die Bedeutung von Kommunikation als konstituierendes Element von Organisation.
Der Praxis-Teil der Masterthesis baut auf den Resultaten der Theorie-Arbeit auf. Entwickelt wurde ein spielerisches Werkzeug, das Kulturorganisationen bei der Auseinandersetzung mit ihrem Jubiläum unterstützt. Kulturorganisationen können es vor und wahrend der Planung ihres Jubiläums begleitend einsetzen. Es dient als Mindopener, als Quelle für Inspiration und Wissen, beinhaltet Denkanstösse, soll Geschichten hervorrufen, zum Erzählen ermutigen, Rollen hinterfragen, Strukturen aufbrechen und starre Denkmuster lockern. Das Resultat ist ein Prototyp, der in einem nächsten Schritt einer Kulturorganisation für einen Feldtest übergeben werden soll. Die Praxis-Dokumentation gibt Einblicke in den Entwicklungsprozess des Werkzeugs.
Als Gesamtwerk ist die Arbeit ein Beispiel für eine konstruktive Verbindung von Theorie und Praxis. Sie zeigt auf, dass eine theoretische Auseinandersetzung mit einer Beobachtung aus der Praxis Erkenntnisse generieren kann, die der Praxis neue Zugänge und Handlungsspielräume öffnen.
Sarah Bleuler hat im HS 16/17 ihr Studium in der Vertiefung Kulturpublizistik des Master Art Education der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Mentorat: Janine Schiller.