von Franziska Nyffenegger —
7.–10. September 2020 – Hybrider Hybridunterricht
Gemeinsam mit Kathrin Passig leite ich eine Schreibwerkstatt. Kathrin ist
in Schottland, ich bin in Zürich, das Semester hat noch nicht begonnen und die
Hochschule spricht von hybridem Unterricht, wobei unklar bleibt, was das
(alles) (genau) ist. Als Dozentin bin ich aufgefordert analogen, synchronen
Unterricht auf dem Campus zu ermöglich, weil die Studierenden im
Lockdownsemester wohl stark unter sozialem Entzug, unter den fehlenden
informellen Begegnungen in den Pausen und dem fehlenden Austausch mit ihren Peers
gelitten haben.
Am ersten Tag kommen die zwölf Teilnehmenden der Schreibwerkstatt in die
Hochschule. Wir haben einen Seminarraum mit Fenstern, die sich öffnen lassen
(das ist auf unserem Campus nicht selbstverständlich) und tragen Masken.
Kathrin ist per Zoom zugeschaltet, ohne Maske. Mein Handy dient als Webcam, so
dass Kathrin den Seminarraum und alle Teilnehmenden sehen kann. Das
Zoom-Setting projiziere ich über den Beamer, damit die Studierenden Kathrin
sehen können. Ich habe einen zweiten Laptop dabei, damit ich im Hintergrund mit
Kathrin chatten kann, ohne dass das alle auf dem Beamer sehen. Die Situation
ist unbefriedigend und wir beschliessen, am nächsten Tag im digitalen
Fernunterricht zu arbeiten, was zwar anstrengend ist, aber gut funktioniert. Eine
Umfrage nach dem Unterricht ergibt, dass 2/3 der Teilnehmenden gerne weiter
über Zoom arbeiten wollen und 1/3 lieber vor Ort im Campus wäre.
Am dritten Tag machen wir eine Schifffahrt und Kathrin hat frei. Am Abend
nehme ich an einer Weiterbildung unserer eLearning-Fachstelle zum Thema
hybrider Unterricht teil und lerne, dass vieles möglich ist, Flexibilität
wichtig bleibt und der technische Support ausgebaut werden wird.
Am vierten Tag bin ich mit zwei Studentinnen im Seminarraum, alle anderen sind über Zoom zugeschaltet. Um genau zu sein: auch die beiden Studentinnen sind auf Zoom, aber halt zusätzlich auch vor Ort. Um Rückkopplungen zu vermeiden, sind ihre Mikrophone stumm geschaltet. Ich projiziere meinen Bildschirm über den Beamer. Wir drei hören die anderen über die mit dem Beamer gekoppelten Lautsprecher und sprechen in das Mikrophon auf meinem Computer.
Etwas kompliziert wird es, als wir in Breakout-Sessions arbeiten. Die Lösung liegt darin, dass die beiden Studentinnen den Seminarraum verlassen, also auch physisch aus dem Hauptraum ausbrechen, nicht nur virtuell. Die Situation hat etwas Absurdes, Spiegelkabinettähnliches, aber sie funktioniert. Darüber, wie wir die Schlusspräsentation am letzten Tag machen, werden wir noch abstimmen. Es wird sicher lustig.
Bildlegende: Das zweite Bild von links in der obersten Reihe zeigt wiederum das Beamerbild. Die im Raum Anwesenden sehen die Dozentin also unendlich + 1 Mal vor sich.
Quelle: https://techniktagebuch.tumblr.com/post/628881002353262594/710-september-2020