Von Franziska Nyffenegger
Nach über acht Jahren im Dienst gibt mein Nokia 6280 seinen Geist auf. Es lässt sich nicht mehr einschalten. Die junge, noch auszubildende Dame im Swisscom-Shop verweist mich an die Service-Hotline. Wie jemand während einem Telefongespräch das Ding wieder zum Laufen bringen soll, kann sie mir nicht erklären. Ihr Reparaturvorschlag übersteigt mein technisches Vorstellungsvermögen. Also zeige ich mich rasch willig, ein neues Gerät zu erstehen. Bei meinem Vertrag, so die Dame, könne sie mir zwei Angebote unterbreiten. Sie zeigt zunächst auf ein für die Geriatrie entwickeltes Modell. Um damit cool zu wirken, bin ich zu alt; um seine Funktionalität wirklich würdigen zu können, zu jung. Beim zweiten Angebot handelt es sich um ein wenig überzeugendes Tastatur-Nokia. Mir wird schlagartig klar, dass der iPhone-Moment gekommen ist, nicht zuletzt weil ich dank vorhandenem MacBook zumindest einen Teil meiner Kontakte werde retten können. Und, ja, auch weil die fünfzehnjährige Patentochter schon vor Jahren Support angeboten hatte, falls ich doch noch irgendwann… Von ihr kann ich mich ohne gröberen Gesichtsverlust in die Welt der klugen Telefonie einführen lassen. Doch das wird nicht nötig sein. In weniger als einer Stunde habe ich alles synchronisiert, ohne Hilfe, ohne Betriebsanleitung, ohne jede Mühe. Das Ding versteht mich und ich verstehe das Ding.
Ich installiere die Rezepte-App von Swissmilk und brauche das neue Gerät in den ersten Tagen nach seiner Inbetriebnahme vor allem als Kochbuch. Ein wenig bedaure ich, dass den Anleitungen nie anzusehen sein wird, welche ich am meisten benutze. Ganz im Gegensatz zu den Lieblingsrezepten meiner Ahninnen.
Kochbuch der Urgroßmutter.
Rezeptkasten der Großmutter.
Rezepte von der Mutter notiert für die in der Fremde weilende Tochter.
Dieser Text erschien erstmals auf dem Blog Techniktagebuch.