Von Ruedi Widmer
Nicolas Steiner, 31, Filmer aus dem Wallis, dessen Film „Kampf der Königinnen“ 2013 ein Achtungserfolg war, zeigt in Locarno Above and Below, mit dem er auch sein Studium in Ludwigsburg abschloss.
Beim informellen Treffen mit der Critics Academy Locarno erzählt Steiner, einen Tag vor dem Screening für das Festival-Publikum, von der bisherigen Karriere seines zweiten längeren Werks. Wer gut zuhört, merkt: Die Wirkungsgeschichte Films hat immer schon begonnen. In der Frage, wie sich ein Film(er) auf dem Markt die ihm gebührende Wahrnehmung verschafft, lassen sich mit Blick auf diesen Fall drei Merksätze formulieren.
- Mache Deinen Film (nicht denjenigen von 50 bis 100 Anderen, die daran sonst noch beteiligt sind, und die meistens sehr gut wissen, wie die Welt aus ihrer Sicht aussieht, und wie Du ihn machen solltest).
- Schütze Deinen Film (gib keinen Arbeitsschritt in die Hände von Spezialisten, die nur annähernd oder gar nicht verstanden haben, worum es Dir geht).
- Bringe Deinen Film zu denen, die wissen, dass und warum sie ihn ihrem Publikum zeigen wollen, und gehe dabei weite Wege.
Warum haben die drei Merksätze gerade heute ein besonderes Gewicht? Ein Film wie Above and Below, in Amerika gedreht von einem Filmer, der nicht vor allem Schweizer Vorbilder hat, muss und soll nicht von der Ecke der Welt her beurteilt werden, wo sein Autor geboren wurde, oder wo seine Schule ihre besonderen Claims hat. Wenn der Stil eines Autors mindestens so skandinavisch wie schweizerisch ist, dann ist eine Dénomination d’Origine Controlée wie Swiss Films eine eher paradoxe Vorstellung.