KulturMedienZukunft 2011 ist Geschichte. Die aufgeworfenen Fragen und die aufgemachten Denkspuren sind es nicht. KulturMedienZukunft umfasste zwei öffentliche Veranstaltungen: Eine Denkwerkstatt zum Theater und seiner Kritik und eine Abendveranstaltung mit Diedrich Diederichsens Referat zu den mediensoziologischen Bedingungen der Möglichkeit von Kritik in einer immer breiteren und brüchigeren Gegenwart. Beide Veranstaltungen konvergierten in der Herausforderung, dass Kulturpublizistik, um relevant zu sein, die Bedingungen ihrer Möglichkeit mit reflektieren müsste.
KulturMedienZukunft war auch ein Labor: In vier parallel laufenden Workshops begegneten insgesamt 50 Studierende und Berufsleute der Kultur/Publizistik praktizierenden Experten und virulenten Themen. Themen waren: Die Kulturrezeption auf dem Netz, die Chancen und Gefahren einer Durchdringung von Kulturmarketing und Journalismus, das Verhältnis von Stilfreiheit und Regelzwang im journalistischen und literarischen Schreiben, neue Standards in der Kultur-PR. Die Verantwortlichen der Plattform Kulturpublizistik der ZHdK danken allen, die teilgenommen haben. Wir freuen uns auf das nächste Mal!
KulturMedienZukunft sprach eine breitere interessierte Öffentlichkeit und Fachöffentlichkeit im Schnittfeld Kultur und Medien an. Als Treffpunkt nationaler und internationaler Akteure in diesem Feld soll die Veranstaltung jährlich oder zweijährlich stattfinden. Die Première fand am 1./2. September 2011 im Theater der Künste in Zürich statt und bündelte drei Teilveranstaltungen: Eine Abendveranstaltung, eine Sommerakademie mit vier Workshops und eine Denkwerkstatt.
Abendveranstaltung am 1. September: Das Innen und das Aussen der Kultur
Das Innen der Kultur wird mit der Sicht des Künstlers assoziiert, das Aussen mit derjenigen des Publikums. Dazwischen ist in einem klassischen Modell die Kritik platziert. Wo aber ist heute das Innen einer Kultur, die sich immer von ihrem Aussen her legitimieren muss? Was ist das für ein Kulturpublikum, das sich weder als kulturnah noch als kulturfern beschreiben lässt? Was haben die Systeme der Kulturproduktion und der kritischen Öffentlichkeit, sofern sie nicht den Gesetzen der Personalisierung und Eventisierung gehorchen, noch mit einander zu tun? Die Veranstaltung legte den Finger auf wunde Punkte und versuchte, allfällige Schmerzstellen produktiv zu machen.
- Keynote von Diedrich Diederichsen am 1. Sept.
- Panel mit Diedrich Diederichsen, Barbara Basting (DRS 2) und Thierry Chervel (Perlentaucher)
- Moderation: Peer Teuwsen (DIE ZEIT)
- Gefördert von Migros-Kulturprozent
Sommerakademie am 1. und 2. September
Am 1. und 2. September fanden im Rahmen von KulturMedienZukunft 2011 vier Workshops statt. Sie richteten sich an angehende oder aktive Berufsleute der Kulturpublizistik und wurden von Profis des journalistischen, publizistischen und literarischen Schreibens betreut. Die vier Workshop-GeberInnen waren:
- Thierry Chervel (Perlentaucher) und Monica Cantieni (SRF)
- Jean-Martin Büttner (Tages-Anzeiger) und Manfred Papst (NZZ am Sonntag)
- Michel Mettler (Freier Schriftsteller und Publizist) und Stefan Zweifel (Freier Publizist und Kritiker, u.a. SF Literaturclub)
- Peter Stücheli-Herlach (IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften)
Denkwerkstatt TheaterMedienZukunft 1. September: Das Theater und seine Kritik — Zwei Dinosaurier und das Nadelöhr der Digitalisierung
Ausgehend vom Befund, dass die Arbeitsbedingungen des Theaters und der Theaterpublizistik einen tiefgreifenden Wandel erleben, beleuchteten die TeilnehmerInnen eingangs die historischen Linien der Theaterkritik und wohin diese in der Gegenwart führen. Im Plenum diskutierten sie anschliessend Texte über die viel beachtete Inszenierung von Verrücktes Blut im Berliner Ballhaus Naunynstrasse. Als Vorbereitung hatte das Publikum die Möglichkeit, am Vorabend der Veranstaltung im Theater der Künste eine professionelle Aufzeichnung der Berliner Aufführug anzusehen. In einem dritten Schritt kamen die politischen und ästhetischen Handlungsmöglichkeiten des Theaters und seiner Kritik zur Sprache – anhand konkreter Beispiele aus Zürich. Die grosse Schlussrunde gehörte dann der Zukunft: Was sind neue Formen der künstlerischen und kritischen Öffentlichkeit, die dem institutionellen wie medialen Wandel tatsächlich Rechnung tragen?
Die Denkwerkstatt richtete sich an angehende und etablierte Akteure des Theaters, der Theaterwissenschaft und der theaterbezogenen Medien sowie an Theaterliebhaber und Theaterförderer, die sich auch als interessierte Leser/Nutzer der Kritik und der Berichterstattung des Theaters verstehen.
PanelteilnehmerInnen:
- Petra Kohse (Berlin), Mitbegründerin nachtkritik.de, Sekretär der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste
- Franz Wille (Berlin), Redaktor Theater heute
- Lukas Bärfuss (Zürich), Schriftsteller und Dramatiker
- Peter Müller (Zürich), langjähriger Theaterredaktor Tages-Anzeiger
- Barbara Weber (Zürich), Ko-Direktorin Theater Neumarkt
- Plinio Bachmann (Wien und Zürich), Dramaturg
- Ursina Greuel (Basel), Regisseurin und Mitinitiantin theaterkritik.ch
- Konzeption und Moderation: Tobi Müller
Unterstützt von:
- Departement für Darstellende Künste und Film der ZHdK
- Zürcher Theater Spektakel