Bild von Carmen Beyer, Zürcher Hochschule der Künste
Surgôt (Mulegns, Marmorera, Bivio)
Carmen Beyer
Seit einiger Zeit lässt sich eine wachsende Aufmerksamkeit gegenüber Alltagsklänge als erstzunehmender Untersuchungsgegenstand im kultur- und sozialwissenschaftlichem Forschungsdiskurs sowie in der künstlerischen Praxis beobachten. Dies zeigt sich in der Verwendung von sogenannten «Field Recordings» – das heisst Aufnahmen von natürlichen Schallereignissen bzw. Klanglandschaften («Soundscapes»). Dieser Strömung folgend, versuche Carmen Beyer im praktischen Teil ihrer Masterarbeit über den Zugang eines akustisch informierten Journalismus das Portrait dreier Dörfer des Bündner Bergtals Surgôt zu zeichnen, deren periphere Lage sie vor besondere Herausforderungen stellt. Dafür hat sie über einen Zeitraum von 10 Wochen die Dörfer mehrmals besucht und aus von vor Ort aufgenommenen Field Recordings mehrere Soundscape-Kompositionen erstellt, sowie diese mit begleitendem Text- und Bildmaterial kombiniert. Die theoretische Begleitarbeit betrachtet verschiedene Ansätze und Arbeiten im Umgang mit Field Recordings und fragt, wie solche Praktiken im Miteinander von Klang-, Text- und Bildebene Wissen über Orte und Ereignisse generieren können.
Über einen Zeitraum von 10 Wochen unternahm Carmen Beyer mehrere Hörbesuche in Surgôt, dem oberen Talabschnitt der politischen Gemeinde Surses in Graubünden. Auf ihren Besuchen machte sie Audioaufnahmen der Klangumwelt der drei Dörfer Mulegns, Marmorera und Bivio und versuchte, die Geschichte und Gegenwart der Orte über eine primär akustische Perspektive zu erfassen. Daraus hervorgegangen sind mehrere Audiotracks in Form von Soundscape Kompositionen, die besonders ihre persönlichen Begegnungen mit den Dörfern und ihren Bewohnern wiedergeben.
Zusätzlich zu dem Audiomaterial entstanden Hörberichte, die Carmen Beyer während und kurz nach ihren Besuchen und Aufnahmen schrieb. Sie dienten ihr als Erinnerungsstützen und Reflexionsräume bei der Arbeit mit dem aufgenommenen Material. Diese Hörberichte finden sich in der vorliegenden Arbeit in Form von Textminiaturen, die ihren Zugang zu den Orten als einen subjektiven und multisensorischen (wenn auch hauptsächlich vom Hören geleiteten) verdeutlichen. Dabei wollen und sollen die Texte den aufgenommenen Klang nicht vollends erklären, können in ihrer ausschnittshaften Form jedoch – ähnlich wie die beigefügten Fotografien – jene Lücken füllen, die das akustische Material aufwirft.
Carmen Beyer hat im FS 17 ihr Studium in der Vertiefung Kulturpublizistik des Master Art Education der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Mentorat: Patrick Müller.