Aktuelle Zahlen zur Nutzung von Smartphones und Social Media sind äusserst beeindruckend. Dies dürfte auch auf die Kulturpublizistik Auswirkungen haben.
Amerikanische Jugendliche besitzen im Durchschnitt fünf mobile Endgeräte! Mit dieser Zahl liess Jin Choi, Mitarbeiter von Facebook, an den Münchner Medientagen aufhorchen. Der amerikanische Durchschnitt – alle Altersstufen eingerechnet – ist etwas weniger krass unterwegs: Er besitzt 1,57 Geräte.
Diese beiden Zahlen zeigen zwei Dinge. Erstens: Mobile Endgeräte sind schon jetzt sehr weit verbreitet. Und zweitens: Der Siegeszug des Geräts im Hosensack ist noch lange nicht zu Ende.
Die reinen Besitzzahlen sagen noch nichts über die Nutzung der mobilen Geräte. Wie sieht es da aus? Die US-Jugendlichen verbringen mit ihren mobile devices ihre gesamte Wachzeit, mit Ausnahme von zwei Stunden. Eine Studie des Apps Locket zeigt, dass Smartphone-User ihre ständigen Begleiter im Schnitt 110-mal täglich benutzen. Der höchste gemessene Wert liegt bei 900. Diese beiden letzten Zahlen beziehen sich nur auf das Entsperren des Bildschirms, nicht aber auf die Nutzung der Telefon-, SMS-Funktion oder von Apps.
In einer weiteren Studie hat Tecmark gemessen, dass das Smartphone wöchentlich 1500-mal gezückt wird, also täglich mehr als 214-mal. Der durchschnittliche User benutzte gemäss dieser Studie die Funktionen seines Geräts täglich drei Stunden und 16 Minuten, das ergibt fast einen ganzen Tag pro Woche.
In der Schweiz ist es noch nicht ganz so heftig. Doch auch wir greifen uns dauernd in die Hose.
Wie eine Studie von UPC zeigt, zücken wir täglich 85-mal unser «Handy».
Was heisst das für die Kulturpublizistik, von der man sagt, sie sei der Ort für besonders anspruchsvolles, auch stilistisch hochstehendes Schreiben? Nimmt man die Aussagen, die Florian Wegner, Chefredaktor von Zeit Online, im März in der Reihe Freitag am Donnerstag gegenüber Daniel Puntas Bernet machte, dann werden die Leser anspruchsvoller und auf immer mehr – und immer kleineren – Endgeräten nicht weniger. Was offenbar für die Nutzer gilt, gilt dann auch für die Kulturpublizisten und ihre Texte: Ab ins Netz – mobile optimiert und via App – und zwar möglichst rasch.